Krankheit und Zeit – Michael Imhof, Gebunden

30.00

Erscheinungsjahr: 2018 | Seiten: 308 Seiten

Vor dem Hintergrund des aktuellen Weltverständnisses der Physik und Biologie reflektiert Michael Imhof das Thema Krankheit. Den Begriff der Zeit postuliert er sensu Albert Einstein. Krankheit und Tod sind notwendige Bedingungen einer Evolution des Lebens. Das Leben will sich vom Einfachen zum Komplexen in die ihm eigenen Räume an Zeit entwerfen. Ein Fortschreiten der Zeit ist nicht ohne Symmetriebrüche der inneren Zeitstrukturen des individuellen Lebens sowie des Lebens in seiner Gesamtheit möglich, formuliert Imhof. Krankheiten sind mehr als pathologische Befunde, sie sind mehr als verschlossene Adern und geplatzte Därme. Krankheiten sind Muster und Spuren einer größeren, einer umgreifenden Lebenswirklichkeit. Die moderne Physik legt nahe, dass diese Wirklichkeit primär nichtstofflich ist. Als Arzt adressiert Michael Imhof seine Kollegen: Die Medizin denkt und wirkt zwischen Skepsis und Hybris. Die Ohnmacht sollte die dauernde Wunde der Ärzte sein – nicht die Hybris einer technischen Vervollkommnung. Eine Medizin ohne die Erkenntnis eigener Ohnmacht wird zum Moloch, der sich an Krankheit und Leiden gütlich tut, indem er die Würde und Wirkmächtigkeit des Todes auf bizarre Weise verleugnet. Michael Imhof bezieht sich immer wieder auf Nicolai Hartmann, Carl Friedrich von Weizsäcker und eine Vielzahl weiterer Philosophen. Dennoch ist seine Philosophie ein eigenständiger, umfassender Entwurf einer Medizinphilosophie – vom Molekül bis zum Versuch einer Semantik der Krankheit. Sowohl für die theoretische Medizin als auch die Naturphilosophie bietet das Buch eine wertvolle, inspirierende Bereicherung.

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